In Spanien füllt sie bereits Hallen, auf TikTok und Twitch begeistert sie Millionen – und nun zieht die Kings League auch in Deutschland immer mehr Fußballfans in ihren Bann. Die neuartige Liga kombiniert klassische Fußballregeln mit modernen Wendungen, kurzen, intensiven Spielen und interaktiven Elementen, bei denen die Fans live ins Geschehen eingreifen können. Ihr Ziel: den Fußball dynamischer, unterhaltsamer und für ein breiteres Publikum zugänglicher zu machen.
Mitten drin: Marcel Avdic, einst Profi in der 3. Liga für Kickers Offenbach und die Spvgg Unterhaching sowie bei anderen Vereinen wie den SSV Reutlingen, den 1. Göppinger SV und die SG Schorndorf aktiv, ist heute Teil von ERA Colonia – einem Team, das im spektakulären Kleinfeldformat für Aufsehen sorgt. Doch was bleibt vom echten Fußballgefühl, wenn der Sport zur Show wird? Und wie beeinflusst das Format Trainingskultur, Taktik und Teamdynamik? Im Gespräch mit FuPa spricht Marcel Avdic über den Reiz des Unkonventionellen, über sein Treffen mit Hasan Salihamidzic – und über die Hoffnung, mit seinem Team am „Kings World Cup“ teilzunehmen.
FuPa: Wie genau bist du zur Kings League gekommen und was macht diese „neue Art“ von Fußball für dich so besonders? Welche Rolle erfüllst du?
Marcel Avdic: Ich bin über Kontakte zur Kings League gekommen. Die Fußballwelt ist klein und man weiß genau, wer ein Straßenkicker ist. Und genau so kamen auch Anfragen im Kleinfeldformat – nicht nur aus der Kings League.
FuPa: Vier Spiele, vier Siege – was macht euch als Truppe so stark und wie viel Spaß macht dir momentan das Engagement in der Kings League?
Marcel Avdic: Wir haben eine internationale Truppe in der Kürze der Zeit gebastelt. Enorm viel Erfahrung und eine gute Mischung aus jungen Spielern. Wir haben vom Charakter her Leute, die verrückt und witzig sind, aber wenn es drauf ankommt, den Schalter umlegen können. Das war uns im Trainerteam extrem wichtig.
FuPa: Das Regelwerk der Kings League ist deutlich unkonventioneller als im traditionellen Fußball. Wie ordnest du diesen Ansatz ein und welche Regel könntest du dir auch beispielsweise in der Bundesliga vorstellen?
Marcel Avdic: Ich könnte mir gut vorstellen, dass man zum Beispiel in der Bundesliga einführen könnte, dass es kein Unentschieden mehr gibt – sondern wie bei der Kings League einen Gewinner und einen Verlierer.
FuPa: Wie bereitet man sich und das Team auf ein Format vor, bei dem sich durch Karten, Sonderregeln und spontane Entscheidungen der Spielverlauf jederzeit drastisch ändern kann?
Marcel Avdic: Das ist meist instinktiv – auch so etwas lernt man auf dem Bolzplatz. Lösungen zu finden, kreativ zu sein und auch mal all-in zu gehen.
FuPa: Du hast Profierfahrung aus der 3. Liga. Welche sportlichen Unterschiede spürst du im Vergleich zur Kings League – sowohl taktisch als auch im Anspruch an die Spieler?
Marcel Avdic: In der 3. Liga in Deutschland ist es sehr physisch und taktisch ausgerichtet. Als ich in Rumänien in der ersten Liga gespielt habe, gab es auch Unterschiede, z. B. technisch versierte Spieler. In der Kings League ist es ein Mix aus defensiver Disziplin und nach vorne der zielstrebige Straßenfußball.
FuPa: Mit Persönlichkeiten wie Hasan Salihamidžić oder Bastian Schweinsteiger bist du nun Teil eines Formats, das Sport und Entertainment vereint. Wie ist der Austausch mit solchen Fußballgrößen – und was nimmst du persönlich aus diesen Begegnungen mit?
Marcel Avdic: Naja, was soll ich dir sagen 😃 – ein Salihamidžić hing über meinem Bett mit Zidane, Ronaldinho und Ibrahimović… Nun spiele ich gegen ihn und auf dem Platz sind alle gleich. Vor allem neben dem Platz sehr respektvoll – mein Vater und er haben sich auf Bosnisch unterhalten. Ein tolles Erlebnis.
FuPa: Was bedeutet dir die Teilnahme an der Kings League persönlich – ist es vor allem ein sportlicher Reiz, ein neues Karrierekapitel oder eine Plattform für neue Erfahrungen?
Marcel Avdic: Da ich momentan meine B-Lizenz mache, ist es für mich sehr interessant, auch den neuen Fußball zu sehen. Für mich persönlich ist es einfach geil, dabei zu sein und den Moment zu genießen. Was in Zukunft passieren wird, wird sich zeigen. Ich bin offen – vor allem mit jungen Kickern zu arbeiten, um meine Erfahrungen weiterzugeben.
FuPa: Der Blick nach vorne: Was würde es dir bedeuten, mit ERA Colonia an dem „Kings World Cup Clubs“ teilzunehmen?
Marcel Avdic: Ich bin auf dem Beton zwischen Hochhäusern groß geworden – mir wurde nichts geschenkt. Und eine Teilnahme bei der WM wäre einfach ein Traum.